Vielleicht hast Du schon mal etwas von Ripple gehört und verortest es richtig im Bereich der Kryptowährungen. Allerdings ist Ripple selbst keine Kryptowährung, sondern zunächst einmal ein Netzwerk für Geldtranfers, das momentan vor allem Banken nutzen. Die digitale Währung, die auf dieses Netzwerk zugeschnitten ist, heißt XRP. Anfang Juni 2021 ist sie die siebtgrößte Kryptowährung gemessen am Börsenwert.
Trotz großer Ambitionen sich zu einem alternativen Zahlungssystem zu entwickeln, muss sich Ripple derzeit mit der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC herumschlagen. Die Aufsicht hatte im Dezember 2020 Klage eingereicht. Der Ripple Kurs rutschte daraufhin erstmal ab (mehr dazu weiter unten). Erst mit der Kryptowährungs-Rally im Frühjahr 2021 konnte XRP wieder im Wert zulegen und der Kurs erreichte seinen bisherigen Höchststand am 12. April. Damals war ein Token XRP 1,60 Euro wert.
Was ist Ripple?
Mit Hilfe des Netzwerks Ripple (auf Deutsch etwa: kleine Welle) lassen sich weltweit Zahlungen abwickeln und Währungen tauschen. Dabei soll Ripple die Rolle des vertrauenswürdigen Vermittlers zwischen zwei Parteien übernehmen, wenn diese eine Transaktion (Überweisung, Währungstausch) durchführen. Das Netzwerk bestätigt dann, dass der Austausch ordnungsgemäß abgelaufen ist.
Tauschen lassen sich reguläre Währungen wie Euro und Dollar (sog. Fiat-Währungen), Kryptowährungen wie Bitcoin und gar Rohstoffe wie Gold. „Ripple wurde als Ersatz für SWIFT [ein führendes Geldtransfer-Netzwerk, Anm. der Red.] oder als Ersatz für die Abwicklungsebene zwischen großen Finanzinstituten konzipiert“, sagt Pat White, CEO der US-Krypto-Plattform Bitwave.
Wann immer Nutzer eine Transaktion über das Netzwerk durchführen, zieht das Netzwerk einen kleinen Betrag von XRP als Gebühr ab. „Die Standardgebühr für Transaktionen auf Ripple beträgt 0,00001 XRP, was minimal ist im Vergleich zu den hohen Gebühren, die Banken normalerweise für grenzüberschreitende Zahlungen erheben“, sagt El Lee. Lee ist Vorstandsmitglied von Onchain Custodian, einem US-Unternehmen, das unter anderem für Großinvestoren Kryptowährungen verwahrt.
Anfang Juni 2021 lag der XRP-Preis bei 0,86 Dollar pro Einheit (Token). Die Transaktionsgebühr betrug damit nur 0,0000086 Dollar.
Was ist XRP?
XRP ist eine Kryptowährung, deren Transaktionen auf der sogenannten XRP-Blockchain – das ist eine Serie verschlüsselter Karteikarten – gespeichert sind. Erfinder waren Jed McCaleb, Arthur Britto und David Schwartz. McCaleb und Britto gründeten Ripple im Jahr 2012 und verwendeten XRP, um Transaktionen im Netzwerk zu erleichtern. Du kannst in XRP investieren (spekulieren), XPR gegen andere Kryptowährungen eintauschen oder Transaktionen im Ripple-Netzwerk finanzieren.
Beachtenswert ist, dass die Blockchain von XRP ein wenig anders funktioniert als die der meisten anderen Kryptowährungen. Bei anderen Kryptowährungen kann jeder, der die entsprechende Hardware und Rechnerleistung mitbringt, neue Transaktionen auf der Blockchain ablegen. Dafür muss er komplexe Rechenaufgaben lösen. Transaktionen sind sicher, da die Mehrheit im Netzwerk die Lösungswege überprüft, bevor der Eintrag in der Blockchain stattfindet.
Anders bei der XRP-Blockchain: Hier existiert eine Liste von besonders vertrauenswürdigen Nutzern, die Transaktionen überprüfen. Die Standardliste enthält derzeit 35 Personen. Ripple entscheidet, welche Prüfer für diese Liste zugelassen werden. XRP-Nutzer können die Standardliste verwenden – aber auch ihre eigene erstellen. Dies würde es dem Netzwerk ermöglichen, weiterhin Transaktionen zu genehmigen, auch wenn Ripple als Unternehmen nicht mehr involviert ist oder gar nicht mehr existiert.
Wenn neue Transaktionen eingehen, aktualisieren die Prüfer die auf ihrem Rechner gespeicherte Blockchain (auch Hauptbuch oder „Ledger“ genannt) und stellen sicher, dass ihre Version mit den anderen Ledgern übereinstimmt. Wenn es eine Unstimmigkeit gibt, halten die Prüfer die Blockchain an, um herauszufinden, was falsch gelaufen ist. So kann Ripple Transaktionen ebenfalls sicher, jedoch deutlich schneller verifizieren als es etwa bei der bekannten Kryptowährung Bitcoin der Fall ist.
„Bis eine Bitcoin-Transaktion bestätigt wird, können Minuten oder gar Stunden vergehen und der Vorgang ist typischerweise mit hohen Transaktionskosten verbunden”, sagt Onchain Custodian-Vorstand El Lee. „XRP-Transaktionen werden in etwa vier bis fünf Sekunden bestätigt, und das zu viel geringeren Kosten.“
Wie man XRP erzeugt
Andere Kryptowährungen wie Bitcoin entstehen erst, wenn Nutzer komplexe Rechenaufgaben lösen, um eine Transaktion auf der Blockchain-Kartei einzutragen. Dafür ist eine große Rechnerleistung notwendig. Wem es gelingt, der erhält als Belohnung Bitcoin. Oder anders: Bitcoin und andere müssen erst „geschürft“ werden – auf Englisch spricht man von Mining.
Mit der Zeit wird das Schürfen freilich immer schwerer – die Rechenaufgaben werden immer komplexer. Und so gibt es etwa bei Bitcoin eine Obergrenze: Nach 21 Millionen geschürfter Bitcoin ist Schluss.
XRP hingegen wurden bereits „vor-geschürft“. Das bedeutet, dass auf der XRP-Hardware-Version (Hauptbuch, Ledger) bereits 100 Milliarden Einheiten XRP (Token) erstellt wurden. Sie werden dann zu bestimmten Zeiten öffentlich freigegeben.
Das Ripple-Netzwerk besitzt etwa 6% dieser Token und hat so ein Interesse daran, XPR als Zahlungsmittel bekannter und im Alltag nutzbar zu machen. Dies würde letztlich den Wert der Kryptowährung steigern. Weitere rund 48% der „vor-geschürften“ Token dienen derzeit als Reserve, die Ripple Labs – das Management hinter dem Ripple-Netzwerk – über eine ausgelagerte Verwahrstelle (eine Art Treuhänder, englisch „escrow“) nach und nach zum Kauf anbieten will. Ähnlich einer Aktiengesellschaft, die schrittweise neue Aktien an den Markt bringt.
Manche fürchten nun, dass Ripple Labs eine große Menge XRP auf einmal freigegeben könnte. Damit könnte sich der Wert der Kryptowährung verwässern. Denn ein Teil dessen, was jeder Währung ihren Wert verleiht, ist ihre relative Knappheit. Das Unternehmen hat jedoch versucht, die Unsicherheit zu verringern, indem es um Vertrauen warb und den Freigabemechanismus genauer erklärte.
Experten meinen, dass die Unterscheidung zwischen dem regulären „Schürfen“ und dem „Vor-Schürfen“ der Token bzw. des besonderen Freigabemechanismus ein Grund für den anhaltenden Konflikt mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC sei. Die SEC sehe XRP weniger als Währung, sondern mehr als ein Wertpapier (Aktie) an. Diese Anlageklasse sei aber einer anderen, strengeren Regulierung unterworfen.
Die Vorteile von Ripple
- Schnelle Abwicklung. Benutzt Du das Ripple-Netzwerk, um etwa XRP zu überweisen, wird diese Transaktion normalerweise innerhalb von vier bis fünf Sekunden bestätigt. Das ist im Vergleich sehr schnell: Banken brauchen normalerweise Tage für eine Überweisung. Schickst Du Bitcoin über die Blockchain zu einem Dritten, kann das Minuten, bei großer Nachfrage auch mal einige Stunden dauern, bis Du dafür eine Bestätigung erhältst.
- Sehr niedrige Gebühren. Die Kosten für eine Transaktion im Ripple-Netzwerk betragen nur 0,0001 XRP, ein kleiner Bruchteil eines Cents, gegeben die aktuellen Kurse. Günstiger geht es kaum.
- Vielseitiges Tauschnetzwerk. Das Ripple-Netzwerk verarbeitet nicht nur Transaktionen mit XRP, sondern kann auch für andere Fiat-Währungen, Kryptowährungen und Rohstoffe verwendet werden.
- Banken nutzen Ripple bereits. Auch große Unternehmen können Ripple als Transaktionsplattform nutzen. Santander, Axis Bank und Yes Bank sind einige, die das Ripple-Netzwerk schon verwenden. Das zeigt, dass das Netzwerk bereits eine größere Marktakzeptanz hat als die meisten Kryptowährungen.
Die Nachteile von Ripple
- Hochgradig zentralisiert. Einer der Gründe, warum Kryptowährungen populär wurden, ist, dass sie dezentralisiert sind und sich der Kontrolle von großen Banken und Regierungen entziehen. Das Ripple-System dagegen konzentriert sich auf eine kleine Gruppe „Prüfer“, wenn es um Transaktionen geht, die in der Blockchain gespeichert werden. Ripple geht daher gegen die Philosophie des Dezentralen.
- Ripple kontrolliert das XRP-Angebot. In letzter Instanz entscheidet Ripple Labs, wann die Münzen freigegeben werden. Damit hat das Management hinter dem Netzwerk Ripple die Kontrolle über die verfügbaren Tokens. Bei anderen Kryptowährungen werden die Münzen langsam über den Prozess des „Schürfens“ freigegeben. Ripple Labs hat also mehr Macht, den Wert von XRP zu beeinflussen, als es bei anderen Kryptowährungen der Fall ist.
- SEC hat gegen XRP geklagt. Im Dezember 2020 reichte die US-Börsenaufsicht SEC eine Klage gegen Ripple ein. Laut SEC hätte das Unternehmen XRP als Wertpapier registrieren müssen, da es dessen Ausgabe kontrolliert. Bis dies geklärt ist, könnten institutionelle Investoren und Finanzdienstleister (Banken) von der Nutzung des Systems absehen. Mehrere Börsen haben XRP auch von der Liste der handelbaren Kryptowährungen gestrichen, so etwa die größte weltweite Kryptobörse Coinbase.
Wie Du Ripple und XRP verwenden kannst
Du kannst XRP verwenden, um Transaktionen im Ripple-Netzwerk zu bezahlen. Oder Du kannst in XRP – wie in andere Kryptowährungen auch – investieren (spekulieren). Zudem lassen sich über das Ripple-Netzwerk auch „echte“ Währungen tauschen, und zwar so:
Nutzer können zunächst Euro im Ripple-Netzwerk in XRP tauschen – und diese dann zum Kauf von zum Beispiel US-Dollar verwenden. Das ersetzt den Währungstausch über eine Bank oder Geldwechselstelle – und funktioniert schneller und in der Regel auch günstiger.
Solltest Du XRP kaufen?
Das kommt darauf an. Einige Anleger mögen die Vision und Vorteile von Ripple bzw. XRP überzeugend finden. Jedoch fürchten Experten wie Pat White, CEO der US-Krypto-Plattform Bitwave, dass die SEC-Klage noch Probleme bereiten kann. „Ripple richtet sich als Plattform für Finanztransaktionen an regulierte Unternehmen aus der Finanzbranche und steckt doch in einem ernsten Streit mit der SEC. Keines dieser Unternehmen, die Ripple gerne an Bord hätte, kann wirklich anfangen XRP zu nutzen, bis Ripple seine rechtlichen Probleme gelöst hat.“
Tim Enneking, Chef des US-Hedgefonds Digital Capital Management, erinnert daran, dass XRP ein Glücksspiel sein kann, das nichts für schwache Nerven ist. Zwar habe der XRP-Kurs im Zuge des allgemeinen Crypto-Hypes im Frühjahr 2021 angezogen, hatte doch die Klage im vergangenen Dezember zu einem Kursrutsch gesorgt. „XRP bleibt eine besonders volatile Investition, bis die Dinge mit der SEC geklärt sind“, so Enneking.
Bist Du der Meinung, dass Ripple sich am Ende gegen die SEC durchsetzen und sich als alternatives Zahlungssystem weiter durchsetzen wird, könnte es sich lohnen, XRP zu kaufen. Nutze aber auf keinen Fall Geld, das Du wirklich brauchst – etwa für die Altersvorsorge. Sondern nur solches, dass Du im Zweifel auch verlieren kannst.
Author: Cathy Morris
Last Updated: 1702753682
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